In unserer Folge rund um das Thema „Thriller“ haben wir uns prominente Unterstützung geholt. Der mehrfach ausgezeichnete Fantastik- Horror und Thriller-Autor Andreas Gruber spricht mit uns über Handwerk, Inspiration und Recherche.
Wie bist du eigentlich Autor geworden?
Als Jugendlicher hatte ich zwei Pläne: Ich wollte Astronom werden und in einer Sternwarte arbeiten – und falls das nicht klappt, wollte ich Schriftsteller werden. Mit acht wurde mir bei einem Talenttest gesagt, Astronom sei für mich nichts, damit kann man nicht viel Geld verdienen. Damit war für mich klar: Ich möchte Schriftsteller werden.
Ich habe schon als Jugendlicher immer wieder Kurzgeschichten und Romananfänge geschrieben und davon geträumt einmal Autor zu werden. Meine Kurzgeschichten habe ich an Verlage geschickt und dachte, die würden mein großartiges Talent erkennen. Ich habe dann aber überraschenderweise nur Absagen bekommen. Bis zu meinem 27. Lebensjahr habe ich immer wieder probiert, Kurzgeschichten zu veröffentlichen, aber es hat nie geklappt.
Dann bin ich darauf gekommen, warum: Mein Stil war einfach grottenschlecht. Ich habe damals gedacht, dass Talent genügt. Ich habe erst spät verstanden, dass es ein Handwerk des Schreibens gibt, das man lernen muss. Dass man einen Roman plotten kann, das wusste ich gar nicht. Ich dachte die Muse küsst einen, die Ideen flattern einem zu und man setzt sich einfach hin und schreibt Romane. Ich hatte keine Ahnung von Erzähltechniken und Stiltechniken. Ich habe dann meine Kurzgeschichten überarbeitet und mit 28 Jahren die ersten in Magazinen veröffentlicht. Bis dahin war es ein harter Weg. Und der ist danach noch viel härter geworden.
Wann war für dich der Zeitpunkt gekommen, an dem du gedacht hast: „Jetzt habe ich es geschafft“?
Das habe ich bei mehreren Etappen dieser langen Zeit gedacht. Das erste Mal als mein erstes Buch erschienen ist, in der Edition Medusenblut in einer Auflage von 200 Exemplaren. Im Jahr 2005 ist dann der erste Horror-Roman erschienen. Da habe ich tatsächlich einen Vorschuss bekommen. Das hat natürlich nicht gereicht, um davon zu leben, aber man hat schon langsam das Gefühl gehabt, es wird aus diesem Hobby ein semi-professioneller Beruf, der ein bisschen Geld reinbringt.
Ich habe im Büro in Teilzeit gearbeitet, zuletzt nur noch 15 Stunden die Woche, und hatte auf der anderen Seite Freizeit, um an meinen Romanen zu schreiben. Als ich eine Literaturagentur gefunden habe, die mich unter Vertrag genommen hat, habe ich wieder gedacht: Jetzt hast du’s endlich geschafft. Nur war es dann wirklich ein harter Weg, bis wir gemeinsam einen Roman (Rachesommer) an einen großen Publikumsverlag verkauft haben. Aber das ist noch immer kein Garant dafür, dass sich das Buch auch wirklich gut verkauft.
Das letzte Mal als ich mir gedacht habe: „Jetzt hast du’s geschafft“, war vor sieben Jahren, als ich meinen Job im Büro gekündigt habe und seitdem bin ich hauptberuflich als Autor unterwegs.
Du schreibst vor allem Reihen. Was macht für dich den Reiz daran aus, eine Figur länger zu begleiten?
Als ich meine ersten Romane konzipiert habe war da genau diese Überlegung: Möchte ich Reihen oder Stand-Alones schreiben? Zuerst wollte ich eigenständige Romane schreiben, weil es mir gut gefällt, dass ich in jedem Roman neue Figuren erfinden kann. Wenn ich eine Reihe schreibe, bin ich gebunden. Ich habe immer wieder dieselbe Figur, denselben Beruf, dasselbe Umfeld, die selben Locations. Wenn die Figur Privatdetektiv ist, sind es Privatdetektivgeschichten, ist er Profiler sind es Serienkillergeschichten, ist er KriPo-Ermittler sind es Kriminalfälle.
Ich wollte nicht gebunden sein. Darum habe ich zuerst drei eigenständige Romane entworfen und bin dann darauf gekommen, dass die Figur, die ich entwickelt habe noch nicht zu Ende erzählt ist. Ich höre gern am Ende des Romans mit einem Kiss-Off auf, also einer Andeutung, wie es theoretisch weitergehen könnte. Ich wollte zumindest noch einen zweiten oder dritten Band schreiben.
Aber mir hat es trotzdem gefallen, neue Figuren zu entwickeln. Deswegen habe ich für mich den Kompromiss geschlossen, dass ich pro Roman zwei Handlungsstränge erzähle. Der eine Handlungsstrang handelt von meinem Ermittlerteam und der zweite ist eine Stand-Alone-Story. Ich erzähle abwechselnd Kapitel für Kapitel und habe so das Beste aus beiden Welten. Die beiden Stränge treffen dann eines Tages aufeinander und dann erkennen die Leser, dass eine größere Geschichte dahintersteckt.
Magst du alle deine Protagonisten?
Natürlich mag ich sie. Es gib keine Figur, die ich hassen gelernt habe oder über die ich nichts mehr schreiben möchte. Im Gegenteil. Ich habe immer wieder versucht schräge Figuren zu entwickeln, mit sehr vielen Ecken und Kanten, Spinnereien und Macken, und je mehr ich über sie geschrieben habe, desto mehr sind sie mir ans Herz gewachsen. Es steckt auch einiges Autobiografisches in manchen Figuren und darum macht es mir Spaß, über diese Figuren weiter zu schreiben.
Auf deiner Homepgae steht: „Schriftstellerei bedeutet für mich, dass ich interessante Figuren erfinden darf, ohne in der Psychiatrie zu landen – und Menschen auf originelle Weise ermorden kann, ohne im Gefängnis zu landen. Aber sonst bin ich ein netter Kerl“. War das Genre für dich immer klar?
Die Genres die ich selbst am liebsten lese sind Horror, Science Fiction und Thriller. Ich wollte in allen drei Genres schreiben und habe auch alle ausprobiert. Ich habe Kurzgeschichten in allen Genres geschrieben, dann zwei Horror-Romane und hatte eigentlich den Plan Horror-Autor zu werden.
Eines Tages habe ich dann aber einen Vertrag für meinen ersten Thriller bekommen, „Die schwarze Dame“. Und das hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich Blut geleckt habe und ich wollte unbedingt in diesem Genre weiterschreiben.
Da ich aus der Horror-Ecke komme, hatte ich viele düstere Ideen, die auch zum Thriller passen und so haben sich sehr viele Möglichkeiten entwickelt, spannende Geschichten zu schreiben. Ich bin dann beim Thriller geblieben, habe seitdem keinen Horror-Roman mehr geschrieben. Wenn Horror- oder Science-Fiction Ideen aufgetaucht sind, habe ich Kurzgeschichten daraus gemacht. Mittlerweile sind mehrere Kurzgeschichtenbände erschienen, aber ich bin letztendlich beim Thriller geblieben.
Mehr von Andreas Gruber und zum Thema Thriller gibt es im Podcast Nichts für schwache Nerven - Der Thriller (mit Andreas Gruber). Sein neuester Roman "Todesschmerz" ist seit dem 13.09.21 im Buchhandel erhältlich.
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