Die Autorin und Vielschreiberin Jennifer B. Wind lebt fürs Schreiben und lebt vom Schreiben. Mit uns hat sie in Folge 36 des Zeilenschlinger-Podcasts über Ausschreibungen und Wettbewerbe gesprochen und auch von ihren Anfängen erzählt.
Wie hast Du mit den Schreiben begonnen?
Jenny: Da war ich acht Jahre alt und da habe ich schon meine erste kleine Geschichte geschrieben. Das war "Die Reise des Polsters". Es ging um ein Polster, das man damals hässlich bezeichnet hätte und das bekommt jemand geschenkt, der es in den Mistkübel schmeißt - also in Deutschland heißt das wohl eher Mülleimer (lacht).
Der nächste fischt es heraus, aber behält es auch nicht. So wandert das Polster herum, bis es endlich bei jemanden landet, der es zu schätzen weiß.
Eine kleine Outsider-Geschichte. Vielleicht, weil ich selbst ein Außenseiter war. Ich hatte immer das Gefühl, mich versteht nie jemand. Ich habe auch manchmal am Balkon gestanden und gewartet, ob irgendwelche Außerirdischen kommen und mich abholen. Das war warscheinlich auch der Grund, warum ich mich immer wieder in Geschichten hinein geflohen habe.
Dein Krimi-Debüt „Als Gott schlief“ (2014) wurde umgehend zu einem Bestseller. Wie hast du das geschafft?
Jenny: Das weiß niemand. Das weiß vielleicht nichtmal Gott. Keine Ahnung (lacht).
"Als Gott schlief" war ein Herzensprojekt, dass seit Ende der 1990er Jahre in mir schlummerte und immer wieder weiter ausgeführt wurde. Ich war damals noch als Flugbegleiterin unterwegs und hatte immer meine Kofferschreibmaschine dabei. In Dublin habe ich dann eine Dokumentation über die Kinderheime und was da alles so passiert ist, gesehen. Da habe ich mich in die Recherchen fallen lassen, aber damals war das alles nicht richtig öffentlich und zugänglich - auch nicht in Österreich und Deutschland. Mir wurden ganz viele Türen zugeknallt. Ich habe sogar eine Morddrohung von einem Kaplan bekommen. Ich habe aber nicht aufgehört.
Es war dann aber auch ganz schwierig mit der Veröffentlichung. Mit meiner Agentin haben wir 2013 einen ganz kleinen Ebook-Verlag gefunden, die haben sich getraut. Und was dann passiert ist, damit hatte wirklich keiner gerechnet. Gleich im ersten Monat sind Tausende Ebooks weggegangen. Das war wirklich rasant. Dann habe ich zwei Printverträge bekommen und plötzlich hatte ich zwei Printausgaben. Bei der einen war innerhalb von zwei Wochen die gesamte erste Ausgabe weg und bei der zweiten im Dezember war ich dann bei Amazon auf Platz 1. Das war schon Wahnsinn. Das kann man gar nicht begreifen irgendwie. Da hat auch keiner mit gerechnet.
Von 1998 bis 2014. Denkt da mal drüber nach. Da wären schon viele abgesprungen und hätten gesagt, ich mach ganz was anderes und bleib da nicht dran.
In deiner Vita steht, du schreibst Romane für Jugendliche und Erwachsene (Thriller, Krimis, Fantasy, Mystery), Drehbücher, Theaterstücke, Kurzgeschichten, Gedichte und und und...
Das klingt nach wahnsinnig viel. Kennst du überhaupt das Wort Schreibblockade?
Jenny: Nein. Also, ich weiß gar nicht, was das sein soll. Ich muss ehrlich sagen, ich verstehe das nicht, dass es so etwas gibt. Ich habe mein ganzes Leben geschrieben und das jeden Tag. Ab dem Zeitpunkt, wo ich schreiben konnte. Ich habe einfach zu viele Ideen. Aber ich lebe ja auch davon. Es funktioniert ja nicht, dass ich nur ein Buch im Jahr schreibe und sonst passiert nichts. Aber ich tu das ja auch gern.
Hast du dein Genre gefunden oder magst du gern diese Abwechslung?
Jenny: Das liebe ich. Ich bin grundsätzlich kein Mensch, der immer auf der selben Stelle tritt. Als Flugbegleiterin habe ich 15 Jahre aus dem Koffer gelebt. Es kann schon vorkommen, dass ich plötzlich binnen drei Tagen das Wohnzimmer neu streiche oder neue Möbel austausche oder irgendetwas verrück'. Ich brauche Abwechslung. Ich schreibe ja True Crime Thriller und wenn ich zwischendurch eine kleine Kindergeschichte schreiben kann oder irgendetwas Humorvolles, finde ich das total super.
Du hast 2011 den "Zeilen.lauf" quasi aus dem Nichts gewonnen und wurdest darauf Jurorin. Was ist aufregender, an einem Wettbewerb teilzunehmen oder in der Jury zu sitzen?
Jenny: Es ist beides aufregend. Mir war klar bei dem "Zeilen.lauf" kann ich eh nicht mehr erreichen, als ich schon erreicht hab. Wenn man anfängt, Texte von der anderen Seite zu betrachten. Dabei lernt man auch viel dazu. Warum berührt mich der Text und warum der andere überhaupt nicht? Warum will ich den einen Text nach zwei Zeilen schon wieder weglegen, während ich beim anderen Text nicht mehr wegkomme? Es ist schon sehr spannend.
Das ganze Interview mit vielen Hinweisen und Tipps zum Thema Ausschreibungen gibt es in unserer Folge 36 im Zeilenschlinger-Podcast.
Wusstet Ihr schon?
Alle, die uns unterstützen wollen, können das übrigens auch über Patreon tun. Nun gibt es dort unseren ersten Bonus-Inhalt für Unterstützer. Jennifer B. Wind hat nämlich nicht nur über Ausschreibungen gesprochen, sondern auch darüber, was ein Autor an Qualitäten mitbringen muss, um erfolgreich zu sein. Lasst Euch diese Tipps nicht entgehen.
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