Sie haben viele Bücher des Drachenmondverlags schon in den Fingern gehabt und den Autoren bei der Überarbeitung auf die Finger geschaut: Nina und Stephan Bellem sind Lektoren vom Drachenmondverlag. Sie lassen uns einen Blick hinter die Kulissen werfen und geben in der Folge 38 des Zeilenschlinger-Podcasts essentielle Tipps für gute Exposés.
Wir haben gehört man darf gratulieren: Den Drachenmondverlag gibt es 2021 schon seit 25 Jahren. Seit wann seid Ihr Teil des Teams?
Stephan: 2018 bin ich zum Verlagsteam als Lektor dazugestoßen und Ende des Jahres kamst Du dann auch glaube ich...
Nina: Ende 2018, Ja. Also noch nicht so lang, wie die lange, lange Verlagsgeschichte.
Wie seid Ihr zum Lektorieren gekommen?
Nina: Mehr so wie die Jungfrau zum Kinde. Ich schreibe seit 2009. Das heißt mit der Buchbranche waren immer mal wieder Berührungspunkte da. Und vom Schreiben für Verlage bin ich dann halt zum Lektorieren und Übersetzen gekommen. Ich wurde gefragt: "Sag mal, kannst Du Dir das vorstellen?" Dann sagt man natürlich nicht Nein. Ich habe da aber auch viel von meiner ersten Lektorin gelernt - die war ein Drill Sargent. Die hat echt mit Peitsche und Peitsche losgelegt - das Zuckerbrot hat sie irgendwo vergessen. Aber ich habe wahnsinnig viel bei ihr gelernt. Und das Studium der Germanistik hat natürlich auch ein bisschen dabei geholfen.
Stephan: Bei mir war es ähnlich - bis auf das Germanistik-Studium, das hab ich nicht gemacht. Aber auch seit 2008 / 2007 veröffentlicht und bin dann 2011 auch ins Lektorat gerutscht. Anfangs in der Redaktion von Übersetzungen und später auch im Betreuen von Originaltexten. Und wie Nina gesagt, wenn Du gefragt wirst: "Traust Du Dir das zu?" Der Tipp an alle: Niemals zögern und "Nein" sagen, traut Euch immer alles zu. Das ist sehr stark dieses Gefühl: "Fake it 'till you make it."
Die Frage, ob Ihr auch schreibt, habt ihr ja schon beantwortet. Stattdessen vielleicht die Frage, inwiefern Euch Eure Tätigkeit als Autor bei Eurer Arbeit als Lektor hilft?
Stephan: Puh. Der schreibende Lektor ist tatsächlich so ein bisschen ein Klischee.
Nina: Ein bisschen?
Stephan: Das hat sich sehr stark durch die Branche durchgezogen. Genauso ist das böse andere Klischee "Gescheiterte Autoren werden Lektor" und andersrum. Bei uns ist es tatsächlich so, wir machen beides und auch immer noch. Sowohl Nina als auch ich veröffentlichen noch Romane. Mir persönlich hat das Lektorieren für meine eigene Art zu schreiben wenig bis - naja, das ist auch falsch. Aber sagen wir so: Es beeinflusst einen weniger als man denkt. Der eigene Stil wird jetzt nicht davon beeinflusst, dass ich Texte von anderen Menschen lese und das unbewusst kopiere oder übernehme. Sondern, wo es mir am meisten hilft, ist natürlich bei der Frage: "Wie schreibe ich ein Exposé" und wie will ich meine Story pitchen.
Nina: Smooth Transition zum Thema. (lacht)
Stephan: Aber das ist tatsächlich der Punkt, wo ich am meisten merke, dass der Blick von der anderen Seite wahnsinnig hilfreich ist. Wenn man ein Exposé liest und denkt, das funktioniert nicht, das holt einen nicht ab, da nehme ich viel mit für die eigene Arbeit. Wie ich eine Geschichte strukturieren will oder wie ich anderen Leuten erzählen will, worum es geht. Aber die eigene Schreibweise ist mehr oder weniger unberührt davon.
Nina: Ich denke, das ist ein zweischneidiges Schwert. Wenn man als Autor mit einem eignen Stil ins Lektorat reinkommt, kann es natürlich durchaus passieren, wenn man den Abstand nicht hat, dass man versucht, dem anderen Autor irgendetwas aufzudrücken. Ich denke, das schwierigste an der ganzen Sache ist, den inneren Autor zurückzunehmen. Stephan und ich fahren nach dem Prinzip, wir wollen mit dem Autoren zusammenarbeiten, um das bestmögliche Buch zu machen. Und da hat unser Ego - oder wir als Autoren haben da nichts drin zu suchen.
Wie ist die Arbeit beim Drachenmond-Verlag?
Stephan: Das Arbeitsklima im Drachenmond ist einfach wundervoll. Wir haben so viele tolle Leute. Nicht nur vor der Kamera, sondern auch im Hintergrund. Es ist ein so tolles Team bei dem man sich auch aufgehoben fühlt und sich gegenseitig unterstützt. Natürlich hat jeder seinen eigenen Bereich und da gibt es auch relativ wenig Überschneidungen. Aber wenn man sich dann mal trifft, das ist toll, dass da so viele sind, die am selben Strang ziehen. Macht sehr viel Spaß.
Wie könnt Ihr Euch den Hype um den Drachenmondverlag erklären?
Nina: Zum einen ganz klar natürlich, die Cover, die Aufmachung der Bücher, auch die Innengestaltung. Zum anderen aber auch Astrids (Anm. d. Red: Verlegerin Astrid Behrendt ) Wesen, also wofür der Drachenmondverlag für sie steht. Ich hatte schon mit ein paar Verlagen zu tun - sowohl groß als auch klein - und ich hab das noch nie erlebt, dass jemand mit so viel Liebe und Leidenschaft rangeht. Sie nennt sie auch immer Drachenfamilie. Jeder der im Verlag unterwegs ist und schreibt, ist ein Drache und das ist keine Lippenbekenntnis. Ich glaube, das überträgt sich auch auf die Leser. Wenn man ein Drachenmond-Buch liest, dann ist man automatisch mit Teil der Drachenfamilie.
Stephan: Das würde ich auch sagen. Es ist einfach diese Nähe auf einem ganz anderen Level nochmal.
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