Fast 100 Genres oder Subgenres wurden bisher gezählt - und fast doppelt so viele Synonyme kommen noch dazu. Damit man bei alledem nicht den Überblick verliert, hier ein kleiner Leitfaden:
Als Autor hat man immer mit Genres zu tun, ob man will oder nicht. Doch was bedeutet dieses komische Wort überhaupt? Es kommt aus dem Französischen und heißt so viel wie "Gattung".
Dabei sind die Hauptgattungen in der Belletristik weithin bekannt. Romance, Krimi (Kriminal Roman), Horror, Sc-Fi (Science Fiction), Fantasy oder Western definieren sich allein durch ihre Namen. In einer Romance geht es nun einmal hauptsächlich um eine Romanze. Aber sobald die Nebenhandlungen abweichen, wird die Untergliederung schon etwas komplizierter.
Ein Subgenre für jede Nische
Dann kommen nämlich die "Subgenres" ins Spiel und da liegt der Teufel im Detail. Anette Huesmann nennt in ihrem Buch "Buchgenres kompakt: Handbuch der Genres von Actionthriller bis Zeitgeschehen" insgesamt 98 Genres und Subgenres sowie 198 Synonyme.
Nehmen wir als Beispiel Fantasy: Es gibt High-Fantasy, Low Fantasy, Sword & Sorcery, Urban Fantasy, Dark Fantasy, Portal Fantasy, Social Fantasy, Kunstmärchen, Animal Fantasy ... Ganz schön viele. Allein deren Erklärungen würden mehrere Artikel umfassen. Die Autorin Anette Huesmann hat sich die Mühe gemacht und ein ganzes Buch darüber geschrieben. Buchgenres kompakt: Handbuch der Genres von Actionthriller bis Zeitgeschehen.
Kein Wunder, dass einem da manchmal der Kopf schwirrt!
Als wäre das noch nicht genug, gibt es keine klaren Grenzen zwischen diesen Kategorien!
Mal angenommen, man schreibe eine Geschichte über einen Vampir, der gegen den nordischen Gott Thor kämpft: Wäre das jetzt Dark Fantasy oder Mythic Fantasy? Was, wenn es noch einen romantischen Subplot gebe? Ist es dann nicht doch eher Romance?
Das Genre ist auch stark von der Zielgruppe und deren Alter geprägt. Daher gibt es hier noch Einstufungen wie All-Age, Young Adult, New Adult oder Kid. Und im Endeffekt steht man dann mit einer Young Adult Mythic Vampire Romantasy da. Ergibt das dann überhaupt noch Sinn?
Die Antwort darauf ist ein ganz klares "Jein."
Genre als Leitfaden für den Leser
Genres sind vor allem ein essentieller Punkt im Marketing eines Buches. So helfen sie den Verlagen, Geschichten einzuordnen und dem richtigen Leser unter die Nase zu halten. Dieser sieht auf den ersten Blick, was er von einem Buch erwarten kann. Und der Autor kann schon beim Schreibprozess die Erwartungen seiner Zielgruppe im Blick haben und mit ihnen spielen.
Man stelle sich vor, wie schwierig es wäre, in einem Büchergeschäft mit 40 000 Büchern auf 200 Quadratmetern nach einem Steampunk Roman zu suchen, wenn man den Namen des Autors nicht kennt. In der Zeit, die man mit Suchen verbringt, könnte man vermutlich selbst ein Buch schreiben.
Es ist sinnvoll, den Liebesroman über den Renaissance-Fürsten Cesare Borgia und seine Charlotte als "Romance" einzuordnen, noch mehr sogar als "Historical Romance", da man damit eine bestimmte Lesergruppe direkt ansprechen kann. Ein Roman, der mit dem falschen Genre betitelt ist, erfüllt nicht die Erwartungen. So etwas verzeiht ein Leser nur selten. Da kann das Buch über Borgia noch so gut sein - wenn es unangekündigt im Weltraum spielt, hat es seine Zielgruppe verfehlt.
Mix & Match
Dabei sind originelle Ansätze und neue Interpretationen durchaus erlaubt. Die meisten Geschichten sind ohnehin eine Mischung aus mehreren Gattungen. Hat sich diese Mischung etabliert, wird sie automatisch zu einem Subgenre. Die klassische Mischung aus Fantasy mit Romantischem Nebenplot wird so zur "Romantasy".
Auch Sci-Fi Western gibt es mittlerweile überraschend viele. Aber die Anzahl an Fantasy Thrillern bleibt vorerst überschaubar. Denn bisher fehlt es hier noch an Lesern. Die Zielgruppe ist schlicht zu klein. Gerade für neue Autoren ist es schwer, solche Bücher zu vermarkten. Dies ist auch der Grund, warum Verlage immer wieder von solchen Versuchen abraten. Sie befürchten schlussendlich, nicht genug Bücher zu verkaufen.
Dennoch muss jeder Autor, die Geschichte schreiben, die ihm unter den Nägeln brennt. Wenn man von seiner Story und deren Qualität überzeugt ist, sollte man sich nicht den Erwartungen beugen. Im Endeffekt sind es solche Geschichten, die den Buchmarkt verändern können. Jedes Subgenre hat einmal klein angefangen.
Ein wortwörtlich sofort sichtbare Folge der Genre Unterteilung ist das Cover Design.
Wie einfach es ist, ein Genre am Cover zu erkennen? Macht den Selbsttest!
Das sind viele Antworten, aber eine Frage bleibt: In welchem Genre schreibe ich?
Meine ganz persönliche Antwort: Mach dir beim Schreiben keinen Kopf um das Genre,
sondern -
Viele Verlags-Menschen schreien jetzt in blankem Entsetzen auf, aber im Endeffekt kann jede Geschichte glänzen. Sich durch Genre-Normen und Vorgaben eingrenzen zu lassen, führt schlimmstenfalls zum zweihundertsten Twilight-Knockoff.
Wie man sich leichter tut, in einem bestimmten Genre zu schreiben? Ganz simpel: Input generiert Output. Bewege Dich im Genre deiner Wahl, lies, lies, lies!
Noch eine kurze Formel zum Thema Genre-Hopping:
(Hopping? Wie ein Hase? Ja, das auch! Hier ein bisschen Genre-Hüpferei)
Eine Geschichte + Dutzende Genres =Hunderte ganz verschiedene Geschichten.
Unter Umständen kann dabei sogar eine Geschichte, die einem vertraut ist, wie der eigene Handrücken, in unerwartete Gefilde tauchen: Setzt euch mit eurer Story auseinander! Findet heraus, in welchem Genre ihr unterwegs sein, welchem Sub-Genre ihr es zuordnen würdet - und dann dreht das ganze auf den Kopf!
Findet heraus, was passiert, wenn ihr euren Urban Fantasy Roman plötzlich in einen Krimi verwandelt. Oder macht euer Romance-Märchen zu einem Paranormal Thriller! Experimentiert, spielt - Folgt dem Hasen in den Bau und schreibt, was euch dabei so in den Tee fällt!
Und wie immer freuen wir uns, wenn ihr Eure Ergebnisse mit einem kleinen #Zeilenschlinger mit uns teilt ;)
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