
Liane Moriarty ist spätestens nach der HBO-Adaption ihres Romans „Big Little Lies“ mit Reese Witherspoon und Nicole Kidman in der Schriftsteller-Elite angekommen. Ihre Romane werden inzwischen in 46 Ländern veröffentlicht und verkaufen sich millionenfach.
Ich habe ihren Roman „Das Geheimnis meines Mannes“ gelesen – und mochte ihn nicht. Wobei das eine sehr vereinfachte Aussage ist. Es ist nicht so, dass ich den Roman schlecht fand, aber ich habe mich schwer damit getan, bis zum Ende dranzubleiben und war zwischendurch immer wieder kurz davor, das Buch einfach wegzulegen. Ich habe es trotzdem bis zum Ende geschafft – vor allem, weil ich verstehen wollte, was für mich an der Geschichte nicht funktioniert. Denn dadurch, dass ich verstehe, was mir gefällt und was nicht, kann ich als Autorin wachsen.
Drei Frauen - drei Schicksale
In der Geschichte geht es um drei Frauen, deren Schicksale miteinander verwoben sind. Cecilia ist die perfekte Hausfrau und Mutter, verkauft Tupperware auf Partys und ist bei allen schulischen Aktivitäten ihrer drei Töchter ganz vorn mit dabei. Sie findet in einer Kiste einen Brief, den ihr Mann geschrieben hat, und auf dem steht „nur im Fall meines Todes zu öffnen“. Als sie ihn darauf anspricht reagiert er seltsam – also öffnet sie den Brief nach langem Hin und Her. Tess hat derweil zu verkraften, dass ihr Mann und ihre Cousine und beste Freundin sich ineinander verlieben. Und Rachel ist noch immer nicht über den Tod ihrer Tochter vor mehr als zwanzig Jahren hinweg.
Eigentlich hat der Roman ein solides Fundament. Die Sprache fließt, zahlreiche Motive und Metaphern sind elegant eingewoben. Die Figuren sind gut ausgearbeitet, greifbar, nahbar und facettenreich. Die Geschichte ist vielleicht manchmal ein wenig zu konstruiert, aber die Grundidee funktioniert.
Warum das Buch für mich nicht funktioniert
Was also ist mein Problem? Ich habe erst am Ende erkannt, dass mich nie wirklich interessiert hat, wie es weiter geht. Der Roman hätte jederzeit aufhören können, ohne dass mir ungeklärte Fragen schlaflose Nächte bereitet hätten. Der Roman enthält viele (schöne) Details, die aber letztlich mit dem Punkt der Geschichte nicht viel zu tun haben, dadurch ist Kernaussage ist ein wenig untergegangen. Es gibt sie zwar, die offenen Fragen, aber der Fokus liegt eindeutig mehr auf den Frauen und ihrem Alltag. Die Geschichte hätte zu fast jedem Zeitpunkt einfach enden können – und als sie es tat kam es mir fast willkürlich vor. Kurz: Mir fehlte der Spannungsbogen.
Das ist natürlich eine sehr individuelle Wahrnehmung und vielleicht bin ich vom vielen Thriller-Lesen der letzten Monate einfach schnell gelangweilt, wenn nicht ständig das Leben der Protagonist:innen auf dem Spiel steht. Aber die Lektüre hat für mich und meinen eigenen Roman die Frage aufgeworfen, wie viele offene Fragen und Cliffhanger es eigentlich braucht, damit meine potentiellen Leser:innen dran bleiben.
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