Der Titel des Romans verrät schon, was ich bei der Lektüre gelernt habe. Aber dazu später mehr.
Der Fremde unter ihrem Dach
Sarah ist eine alleinerziehende Mutter, ihr Ehemann Philipp ist während einer Südamerikareise spurlos verschwunden. Nach sieben Jahren taucht er plötzlich wieder auf. Allerdings ist der Mann, der unter reichlich Medienrummel aus dem Flugzeug steigt, nicht Sarahs Ehemann. Der Fremde droht ihr: Wenn sie ihn bloßstellt, dann wird sie alles verlieren. Die kommenden Tage verbringen Sarah und der Fremde unter einem Dach – und spielen Katz und Maus.
„Die Wahrheit“ ist ein guter Thriller, spannungsvoll und gut geschrieben. Auch wenn er mich nicht vom Hocker gerissen hat, hat es Spaß gemacht, ihn zu lesen.
Wem kann ich glauben?
Ein Aspekt war für mich besonders spannend: Ich wusste beim Lesen nie so wirklich, wem ich glauben kann. Am Anfang habe ich Sarahs Aussagen als gegeben hingenommen, doch im Verlauf tauchten Zweifel auf, insbesondere als die Stimme des Fremden präsenter wurde. Was für mich die Frage aufgeworfen hat: Wem glaube ich im Roman eigentlich überhaupt?
Insbesondere die Aussagen der Protagonist:innen nehme ich häufig als Wahrheit hin. Wieso auch nicht? Sie erzählen mir ihre Geschichte und ich habe keinen Grund, ihnen zu misstrauen. Das Phänomen des unzuverlässigen Erzählers ist zwar nicht neu und kommt in vielen Romanen vor, nichtsdestotrotz gehe ich erst einmal davon aus, dass das stimmt, was ich lese. Doch wenn plötzlich Aussage gegen Aussage steht, bin ich verunsichert: Wem glaube ich? Den Protagonist:innen, über die ich mehr weiß, als über die anderen Figuren? Den Nebenfiguren, die als souverän und bodenständig dargestellt werden? Den Sidekicks, die keinen Grund haben zu lügen?
Das Spiel mit der Glaubwürdigkeit ist insbesondere im Thriller ein beliebtes Stilmittel und für mich lohnt sich die Analyse solcher Romane wie „Die Wahrheit“: Wann zweifle ich an dem was gesagt wird, und warum? Und wie kann ich dieses Stilmittel selbst einsetzen?
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